Blick zurück: Sommerfestival 2023

Kunstinstallation „Aus der Balance“

Entwurf und Gestaltung: Veronika Angloher
Figuren aus Eschenholz: Adam Stubley
Sprachregie und Sounddesign: Matthäus von Schlippe

Klimaschutz ist Wasserschutz. Wasser ist Leben. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Zu viel Wasser zerstört Leben.

Wenn wir das Klima nicht schützen, gerät der natürliche Kreislauf des Wassers aus dem Gleichgewicht und wir erleben extreme Ausprägungen dieser lebenswichtigen Ressource: Zu viel Wasser entwickelt eine Gewalt, die innerhalb von Sekunden ganze Landstriche verändert und Zivilisation wegspült. Wo kein Wasser ist, werden Ökosysteme zerstört, bricht die Lebensmittelproduktion ein und sterben Tiere, ist die Lebensgrundlage von Menschen gefährdet. Menschen werden gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Wasser – einst in Überfluss vorhanden – wird plötzlich knapp und Menschen kämpfen um ihr Überleben.

An manchen Orten sind die Menschen von beiden Extremen gleichermaßen bedroht, zuvor ausgetrocknete Böden können so gut wie kein Wasser mehr aufnehmen. Die Auswirkungen sind überall spürbar und betreffen auch uns in Bayern und in München.

Was haben WIR damit zu tun?

Es ist schwer zu begreifen, dass all dies durch unser eigenes Tun verursacht wird. Unser unersättlicher Durst nach fossilen Brennstoffen führt zu Temperaturanstiegen und treibt den Klimawandel voran. Unser sorgloser Umgang mit der Erde, etwa in Form von Flächenversiegelung, intensiver Landwirtschaft und Verschwendung führt dazu, dass der Wasserhaushalt auf der Welt immer mehr aus der Balance gerät.

Wir sollten uns bewusst werden: Wir tragen alle die Verantwortung für den Schutz unseres Planeten. Und Wasser versorgt uns mit Leben. Klimaschutz bedeutet auch Wasserschutz.


Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Deutschen KlimaStiftung und dem LWL Münster für die Bereitstellung einzelner Geschichten aus der Ausstellung „Klimaflucht“, sowie bei Andy Neumann für die Nutzungsrechte der Dokumentation seiner Erlebnisse aus dem Ahrtal (Neumann, Andy (2021): Es war doch nur Regen!?. Protokoll einer Katastrophe, 6. Auflage, Meßkirch, S. 19ff.).

Die Geschichten


Dürre

Maisbauer | USA

„Die Ernte ist hinüber. Alles ist vertrocknet. Das ist die schlimmste Dürre, die ich je erlebt habe. Es schmerzt, mit anzusehen, wie alles verdorrt. Die ganze Arbeit – tagelanges ackern auf den Feldern – alles umsonst. Die ganze Arbeit des Frühjahrs – wofür?! Unsere Felder liegen brach, Rasenflächen vertrocknen, die Wälder sehen aus wie eine einzige Steppe und die Maiskolben sind winzig. Mein Ertrag ist kaum etwas wert. Zum Glück bin ich in unserem Land gegen solche Folgen versichert. Denn ohne eine Versicherung wäre das eine finanzielle Katastrophe für mich und meine Familie. Ohne unsere Ernte können wir unser Vieh nicht ernähren, verdienen kein Geld mit den Erträgen. Zudem schießen die Preise unserer Produkte in den Supermärkten in die Höhe. Durch die Ernteausfälle ist der Preis allein für Mais um die Hälfte gestiegen! Unser Land war stets fruchtbar und wir hatten immer gute Ernten. Das sagte schon mein Großvater. Doch nun verändert sich alles. Der Regen ist unberechenbar. Du arbeitest und arbeitest, aber du bekommst nichts zurück, wenn es kein Wasser gibt.“

Quelle: Deutsche KlimaStiftung: Ausstellung KLIMAFLUCHT

Dürre

Mann | Griechenland

„Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit dem Olivenhandel. Ich habe eine eigene Olivenfarm. Doch die Einnahmen werden immer weniger, weil die Ernte immer schlechter ausfällt. Das liegt an den steigenden Temperaturen und der Trockenheit. Durch die Hitze brennen immer mehr Wälder und Felder ab. Das gab es zwar schon immer, aber die Brände kommen immer öfter und die Natur kann sich kaum noch erholen. Ich glaube, dass der Klimawandel an allem schuld ist. Die Hitzewellen und Dürren werden nämlich immer häufiger und heftiger. Fast in jedem Sommer fehlt Wasser und die Böden sind völlig ausgelaugt. An manchen Orten sieht es aus wie in einer Wüste. Fast in ganz Griechenland ist die Olivenernte aufgrund der ausbleibenden Niederschläge stark zurückgegangen. Wo soll das bloß hinführen? Griechenland ohne Olivenanbau: Das kann man sich doch gar nicht vorstellen!“

Quelle: Deutsche KlimaStiftung: Ausstellung KLIMAFLUCHT

Dürre

Frau mit Kind | Somalia

„So viele von uns starben an Hunger, fast eine Viertel Millionen Menschen. Es war die schlimmste Dürre seit zwanzig Jahren. Wir hatten kein Wasser und waren so durstig. Auch unser Vieh starb. Wir konnten keine Lebensmittel mehr anbauen und die wenigen Lebensmittel, die es dann noch gab, wurden immer teurer. Wir waren immer nur hungrig, so hungrig. Die Dürre wird immer schlimmer.

Es gibt Leute, die hierher kommen und sagen, dass der Klimawandel alles wärmer macht. Und auch für die Sandstürme verantwortlich ist. Sie helfen uns eine Katastrophenvorsorge aufzubauen und überlegen mit uns zusammen, wie wir uns am besten an den Klimawandel anpassen können. Dadurch sollen in Zukunft die Schäden aus Katastrophen wie dieser schlimmen Dürre im Jahr 2011, die ich miterlebt habe, verringert und wir besser geschützt werden. Zum Beispiel verbessern wir jetzt unsere Berkads, das sind unsere traditionellen Wasserauffangbecken. Und wir haben Wassermanagement-Komitees gegründet, die sich darum kümmern, dass die Anlagen gut gepflegt werden und der Wasserzugang bestehen bleibt.“

Quelle: Deutsche KlimaStiftung: Ausstellung KLIMAFLUCHT

Dürre

Mann | Äthiopien

„Unser Gott muss verrückt geworden sein. Er schickt keinen Regen mehr, weil die Menschen zu viel streiten. Ich bin Buruk Abebe und lebe mit meiner Familie – meiner Frau und meinem Sohn – zusammen. Bisher habe ich mit meinem Bruder auf den Feldern mitgearbeitet, um Weizen einzubringen, ihn aus den Hülsen zu schlagen und zu schälen. Im Dezember ist bei uns im Süden Äthiopiens Erntezeit. 5.000 Kilogramm Weizen ernten wir normalerweise im Jahr. Das reicht, um meine Familie zu ernähren und um für die notwendigsten Einkäufe wie Petroleum, Schulbücher und Salz zu bezahlen. Am Monatsende feiern wir normalerweise im ganzen Dorf Erntedank.

Doch heute ist alles anders. Seit 18 Monaten hat es nicht mehr geregnet. Seit 18 Monaten! Das kann sich keiner vorstellen. Die Ältesten sagen, es ist die schwerste Dürre seit 30 Jahren. Unsere Ernten sind vernichtet. Das Wasser wird knapp. Die Viehherden verenden. Im Radio sagen sie, es sei der Klimawandel. 2019 gab es schon mal eine große Dürre. Danach folgte der Regen. Unglaublich viel Regen. Fast 200.000 Menschen haben durch die riesigen Wassermassen ihr Zuhause verloren.

Unser Leben spielt sich jetzt nicht mehr auf den Feldern ab, sondern in unserer kleinen Lehmhütte. Dort säen wir die notwendigsten Pflanzen, aber es reicht kaum. 16 Quadratmeter bewohnen meine Frau, unsere zwei Kinder und ich. Es gibt nichts zu tun und nichts zu feiern. Dass wir überhaupt bleiben können, verdanken wir den internationalen Hilfsorganisationen. Das ist kein Leben!“

Quelle: Ausstellung KLIMAFLUCHT/ Deutsche KlimaStiftung, mit Unterstützung des LWL-Museums für Naturkunde, Münster

Überschwemmung

Frau | Nicaragua

„Mein Name ist Cynthia Rodriguez. Ich lebe mit meiner Familie am Cocibolca, am großen NicaraguaSee. Wir leben vom Fischfang und von der Landwirtschaft. […]

Der Ertrag unserer Felder ist unsere einzige Nahrungs- und Einkommensquelle. Aber Überschwemmungen, Starkregen und ungewöhnlich lange Trockenzeiten nehmen zu. Das sei der Klimawandel, sagen die Dorfältesten. Und die Folgen werden noch deutlich stärker werden und unsere Existenz ganz direkt bedrohen. Hunger wird immer mehr Teil unseres Alltags und der Anbau von Kaffee, eines unserer wichtigsten Exportprodukte, wird immer schwieriger. Schon jetzt müssen wir regelmäßig um unsere Ernte bangen. Hinzu kommen die häufigen Wirbelstürme und Hurrikans. So liegt der Hurrikan Mitch vor 13 Jahren immer noch wie ein Trauma über unserem Land. Er kostete so vielen Menschen das Leben. Auch einige meiner Verwandten waren darunter.

Aber ich habe keine Angst. Wir sind ein starkes Volk. Widerstandsfähig. Wir haben schon viel ausgehalten und geschafft.

Der Klimawandel wird viel verändern, aber wir passen uns an. Bleiben flexibel.“

Quelle: Ausstellung KLIMAFLUCHT/ Deutsche KlimaStiftung, mit Unterstützung des LWL-Museums für Naturkunde, Münster

Überschwemmung

Frau | Bangladesch

„Ich bin Munira Majumdar, mein Mann ist Farmer. Wir lieben unser Land, aber wir sorgen uns, dass wir bald alles verlieren. Wir sind eines der Länder, das am stärksten unter dem Klimawandel leidet. Das Meer steigt. Tagtäglich. Unumkehrbar. Mein Land wird ca. 20% seiner Landfläche verlieren, wenn der Meeresspiegel um nur einen Meter steigt. Ein einziger Meter. Das ist so groß wie mein Sohn heute ist. Kaum auszudenken, was die Folgen sein werden.

Überall spüren wir die Auswirkungen des Klimawandels – Brauchen wir kein Wasser, bekommen wir zu viel, brauchen wir es, haben wir zu wenig. Hinzu kommen vielerorts Missernten, Versalzung der Böden, Unsicherheiten in der Gesellschaft und Konflikte.

Meine Mutter beobachtet, wie sich die Zyklen des Monsuns ändern und mit ihnen der Strom der Flüsse. Das sind unsere Lebensadern. Besonders abhängig sind wir vom Delta des Brahmaputra, Ganges und Meghna. Das Delta wird immer öfter überschwemmt. Salziges Meerwasser dringt in die Ackerböden. Das wirkt sich auf unsere Landwirtschaft aus und ist auch in der Fischerei spürbar. Dazu kommen die Sturmfluten. Viele Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen. Es ist schlimm.

Hinzu kommen vielerorts Unruhen. Die Menschen fliehen.

Viele Menschen schauen weg, bleiben in ihrer Komfortzone und hoffen, dass es sie in ihrem Leben nicht mehr betrifft. Jeder reicht das Problem weiter. Dabei sind unsere Probleme vorhersagbar. Bangladesch ist einer der am extremsten vom Klimawandel betroffenen Staaten.“

Quelle: Ausstellung KLIMAFLUCHT/ Deutsche KlimaStiftung, mit Unterstützung des LWL-Museums für Naturkunde, Münster

Überschwemmung

Mädchen/junge Frau | Pakistan

„Es waren vier lange Tage zwischen dem 27. und dem 30. Juli 2010, als die Flut kam. Überall nur Wasser. An einem Tag so viel wie mancherorts in einem halben Jahr. Der Regen hat unser Haus mitten in der Nacht überschwemmt. Wir haben geschrien und sind um unser Leben gerannt. Alles war plötzlich weg, nichts war mehr übrig. Kein Zuhause mehr, kein Besitz. Und viele unserer Nachbarn und Freunde haben es nicht überlebt. Insgesamt soll es 2000 Tote gegeben haben.

Es war die schlimmste Flutkatastrophe, die wir in Pakistan je erlebt haben. Das Hochwasser setzte rund ein Fünftel unseres Landes unter Wasser. 20 Millionen Menschen waren davon betroffen. Die Hälfte davon lebte am Fluss Indus und musste fliehen. Über die Gründe sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Einige sagen, dass die starken Regenfälle das Resultat eines Zusammentreffens mehrerer natürlicher Wetterereignisse seien. Andere führen die Gründe auf menschliche Einwirkungen wie Waldrodungen zurück. Einig sind sie sich darin, dass die Gletscher im Himalaya schmelzen, Überflutungen zunehmen werden und auch in Zukunft viele Menschen flüchten müssen. Auch ich bin geflohen. Ich vermisse mein Land und wäre lieber dort geblieben. Aber es gab dort einfach keine Hoffnung mehr für mich.

Quelle: Deutsche KlimaStiftung: Ausstellung KLIMAFLUCHT

Überschwemmung

Andy Neumann | Deutschland, Ahrtal

Unser Haus wurde heute Nacht, im absoluten Wortsinn, geflutet. Und ich, ein erwachsener Mann, Polizist, voller Selbstvertrauen, der sich nicht daran erinnern kann, seit seiner späten Jugend je etwas wie Angst gefühlt zu haben; ich hatte eine Scheißangst! Um meine Kinder, um meine Frau, und ja, sogar um mich selbst. Da wir es nicht raus geschafft haben, saßen wir im ersten Obergeschoss unseres Hauses fest, sahen unsere Autos davonschwimmen, andere Autos gegen unser Haus krachen, hörten Terrassentüren aufbrechen, sahen das Klavier untergehen, die wunderbaren Gemälde meiner Schwiegermutter im Brei schwimmen, vieles, das uns lieb war, vielleicht für immer verlorengehen.

Und das Wasser stieg und stieg, bis es nur noch fünf Stufen waren, die es vom ersten Obergeschoss getrennt haben. Meine unfassbar tapfere Frau hat mit mir gemeinsam alles, was noch zu retten war und irgendwie wichtig schien, ins Dachgeschoss getragen. Und dann konnte man nur noch warten. Diese Ohnmacht, dieses „gar nichts tun können“, das ist, jedenfalls für jemanden wie mich, der sich immer damit brüstet, in jeder Lage eine Lösung und einen extrem kühlen Kopf zu haben, einfach nur entsetzlich.

Hinter uns liegt eine Gefahr, die ich hier, in diesem Ausmaß, niemals für möglich gehalten hätte. Und ob das nun eine direkte Auswirkung des Klimawandels ist oder nicht, ich will euch nur um eines bitten: Lassen wir es nicht darauf ankommen!

Quelle: Neumann, Andy: Es war doch nur Regen. Protokoll einer Katastrophe,2021, Meßkirch, S. 19ff.

 

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